MM6 Maison Margielas konzeptuelle Coolness in Covent Garden

Von

Godfrey Deeny

Veröffentlicht am
19.09.2017

Fashion Week London: ​Von der ultimativen Konzeptmarke – Maison Margiela – gibt es ein neues Konzept: die kurzlebige Pop-Up-Boutique von MM6, die nur für eine zweistündige Präsentation an einem sonnigen Samstag in London existierte. 

Ein leerer, weißer Geschäftsraum in Covent Garden mit launischen Models, die zwischen den beiden Schaufenstern rotierten. Im Inneren des Ladens waren alle komplett weißen Wände mit einer Menge verrückter Graffitis bedeckt – schwarze Edding-Wasserspeier, Straßen-Geschmiere, obskure Texte und Liebeserklärungen. Alles innerhalb von 48 Stunden von dem Team von MM6 erstellt, der Marke für zeitgenössische Kollektionen aus dem Hause Margielas. Die gleichen Graffitis waren überall auf die knappen Leggings, auf übergroße, matt-weiße Sweatshirts und auf einige großartige Patchwork-Kaftane gedruckt – in Kombination mit Polkadots, Prints und Streifen. Alles vervollständigt mit weiß lackierten Stiefeln aus mattem Leder, das eines der wichtigsten Elemente des Hauses darstellt. Diese waren gepaart mit gewachsten, maskulinen Bomberjacken, mit ultra-überdimensioniert ausgestellten Jeans und einem tollen Chirurgenkittel mit Plastik-Rumpf und Seidenärmeln.

Gangs von Bloggern, Redakteuren, Hipstern und vielen einfach nur Neugierigen schwirrten den ganzen Nachmittag im Store herum – fasziniert von der schieren Neuheit des Projekts wie auch von der gewagten Kleidung.

Tief drinnen in dem völlig temporären Shop fand ein Mode-Shooting statt, mit dem gesamten Team, alle in Margielas berühmten weißen Laborkitteln gekleidet. Und fast blendend wirkte das komplett weiße Szenenbild, dem Science-Fiction-Kultfilm "THX 1138" würdig, um das Lookbook der Kollektion zu produzieren.

Die Leute können darüber herumstreiten, ob die gegenwärtigen Besitzer des Hauses diese Marke nicht über-kommerzialisiert haben. Aber wenn das bedeutet, dass mehr Verbraucher diese Kleidung in die Finger bekämen, wäre das ja keine schlechte Sache. MM6 verkauft jetzt in rund 500 Läden weltweit – und führt damit eine konzeptionelle Mode an eine neue Generation von Mode-Fans heran. Es gab eine konzeptionelle Coolness, zudem war es raffiniert, gewieft und ein wenig verrückt in Covent Garden – und eine Lektion von MM6 für anderen Marken, wie man über den Mode-Tellerrand hinaus schauen kann.