Louis Vuitton: Hommage an Piero Fornasetti im Louvre
Louis Vuitton beendete die zehntägige Pariser Modewoche am Mittwochnachmittag mit einer Kollektion, die einen Blick in den Süden Italiens und auf dessen größten modernen Grafiker, Piero Fornasetti, warf.
Der 1913 in Mailand geborene Fornasetti war ein in verschiedenen Disziplinen tätiger Künstler, ist aber heute vor allem für die Kreation von Alltagsgegenständen von großer Schönheit bekannt, die oft von den Meisterarchitekten, Bildhauern und Malern der frühen Renaissance inspiriert sind.
Fornasettis Ideen und Bilder durchzogen das Show-Video der Herbst-/Winterkollektion 2021 von Vuittons Women's Creative Director Nicolas Ghesquière, das als Live-Event, allerdings ohne Publikum, im Louvre inszeniert wurde.
Genauer gesagt in den Hauptskulpturengalerien des Museums, so dass die Models an genau den Kunstwerken vorbeiliefen, die Fornasetti inspiriert hatten.
Die berühmten "Tema e Variazioni" des italienischen Künstlers, eine Serie von über 400 Frauenköpfen, fanden sich in großartigen Taschen wieder.
Ghesquière arbeitete immer wieder ikonische Fornasetti-Elemente in die Kleider ein: von schwarzen und weißen Wollmänteln mit neoklassizistischen Architekturzeichnungen über gelbe Cabanjacken mit heraldischen Abbildungen bis hin zu sexy Mini-Cocktailkleidern mit einem Paillettenmuster, das Ansichten von mittelalterlichen toskanischen Stadtmauern darstellte.
Überall herrschte eine gewisse Paillettenpracht, mit der Ghesquières gekonnt ein Gleichgewicht zwischen ausgefallenen und sportlichen Stoffen und opulenten italienisch anmutenden Prints herstellte. Der LV-Designer kombinierte viele Looks zu seinen bevorzugten Piratenstiefeln in Schwarz oder Gelb mit kontrastierenden Zehenkappen, oder zu mit groben Bändern versehenen Bovver Boots, die eines Lucius Aemilius Paullus Macedonicus würdig gewesen wären.
Die frischen Gesichter – selbst inmitten der Pandemie strahlt Vuitton's Model-Cast unübertroffen – schlenderten an Wänden aus Leuchtstoffröhren vorbei. Was die skulpturalen Kopf-Prints von Fornasetti und die metaphysischen Bilder auf den ärmellosen Westen, die schulterbetonten Daunenmäntel oder die modernen Paludamentum-Umhänge noch besser zur Geltung brachte.
Der begleitende Soundtrack aus einem Mix der kürzlich getrennten Gruppe Daft Punk, von "Harder Better Faster Stronger" bis "Burnin'/Too Long", ließ das knapp sechsminütige Video förmlich dahinrasen.
"Durch diese Zusammenarbeit wollte ich die zeitlose Modernität des künstlerischen Universums von Fornasetti hervorheben", so Ghesquières in seinen Programmhinweisen.
Der Designer verbrachte einige Zeit in Mailand bei Fornasetti, wo der Sohn des Künstlers, Barnaba, das von seinem tatkräftigen Vater gegründete florierende Unternehmen weiterführt.
"Diese Arbeiten aus seinem Atelier sind das Ergebnis einer bemerkenswerten technischen Meisterleistung und einer von Magie geprägten Vision der Welt. Ich bin fasziniert davon, wie Fornasetti das klassische Erbe des antiken Roms neu erforscht und erfunden hat und dies in neue Referenzen der Bildgeschichte integriert hat. Als Designer war ich schon immer gefesselt von der Art und Weise, wie Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft evoziert werden. Deshalb hoffe ich, dieses kreative Palimpsest meiner künstlerischen Vision zu bereichern", erklärte Ghesquière, der sich beim Finale nicht zeigte.
Dafür sorgte sein finaler Look mit einem Model in einem römischen Zenturio-Kleid, das wiederum mit Fornasettis Kopf-Print versehen war, für Aufmerksamkeit. Die Show endete vor der berühmtesten Statue des Louvre – der geflügelten Nike von Samothrake, die am Bug eines Schiffes steht – ein großes Vorbild und ein ideales Finale für diese fruchtbare Begegnung von theatralischem Stil und dekorativem Reichtum.
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