Fabeau
16.12.2010
Hess Natur hat Angst vor der Heuschrecke
Fabeau
16.12.2010
Unruhe macht sich kurz vor Weihnachten im hessischen Butzbach breit. Das Ökomode-Versandhaus Hess Natur befürchtet ebenso wie sechs weitere Spezialversender von dem Private Equity Gesellschaft Carlyle Group übernommen zu werden. Eigentlich war der Hess Natur gar nicht im Visier des Investors gewesen, als er sich das Portfolio der Primondo Group des untergegangenen Arcandor-Konzerns anschaute. Doch nun haben die Amerikaner doch Interesse an dem Unternehmen signalisiert. Der Eigentümer der ehemaligen Primondo Gruppe, der Karstadt-Quelle Mitarbeiter Trust KQMT, soll sich in Verhandlungen mit mehreren Interessenten befinden. Dazu soll auch Carlyle gehören, bestätigte der KQMT-Vorstand Detlev Haselmann.
Diese Bestrebungen wecken ungute Gefühle bei der Geschäftsführung und dem Betriebsrat von Natur Hess, inbesondere deshalb weil Carlyle auch bei Unternehmen aus der Rüstungsindustrie investiert ist. „Hess-Natur, groß geworden mit der Friedens- und Umweltbewegung in Deutschland, kann nicht von einem Finanzinvestor übernommen werden, der gleichzeitig in der Rüstungsindustrie aktiv ist“, warnt der Geschäftsführer Wolf Lüdge. Der Betriebsrat befürchtet Umsatzeinbußen, ausbleibende Kunden und Mitarbeiterschwund. In Butzbach hofft man eben weiter auf einen Verkauf „an ökologisch motivierten oder einen strategischen Investor“.
Unterstützung bekommt die Unternehmensleitung von der Anti-Globalisierungsorgansisation Attac, die auf ihrer Webseite Unterschriften gegen die Übernahme sammeln und von Carlyle auffordern „Ziehen Sie sich von diesem Kaufvorhaben zurück!“. Nach Meinung der Globalisierungskritiker passen Kriegsmaschinen und Ökomode gar nicht zusammen, und außerdem lehne man Finanzinvestoren „grundsätzlich“ ab.
Foto: Hess Natur
© Fabeau All rights reserved.