DPA
18.01.2011
Designer aus Stockholm mischen Berliner Mode auf
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18.01.2011
Mit einem Modefilmfestival, einer Fotoausstellung, «Fashion Talks» in der schwedischen Botschaft und einer Gruppenschau junger schwedischer Designerinnen huldigt die Berliner Modewoche skandinavischer Mode. Und liegt voll im Zeitgeist. Alle scheinen Stockholm und seine Modemacher zu lieben.
Es ist ein kluger Schachzug der Berliner Fashion Week, in dieser Saison einen Schwerpunkt auf schwedisches Design zu setzen. Schwedische Mode ist seit dem Siegeszug von Labels wie Acne oder Filippa K. in aller Munde. Außerdem sponsort Mercedes-Benz nicht nur die Berliner Modewoche (die offiziell «Mercedes-Benz Fashion Week» heißt), sondern auch die in Stockholm. Man kann daher wohl von Synergie-Effekten sprechen, wenn drei der interessantesten Stockholmer Designerinnen am kommenden Freitag (21.1.) in Berlin ihre Entwürfe präsentieren. Zudem liegt die geradezu «humanistisch» wirkende Ausrichtung vieler schwedischer Modemacher ganz im Zeitgeist von Nachhaltigkeit, Demokratisierung und Hinwendung zum Menschen.
Camilla Norrback Herbst/Winter 2010 |
«Die meisten schwedischen Mode-Labels versuchen, Kleider zu machen, die Menschen wirklich tragen wollen», sagt etwa die Stockholmer Designerin Camilla Norrback, die zusammen mit ihren Kolleginnen Diana Orving und Ida Sjöstedt in Berlin zeigt. Norrback gestaltet elegante Kreationen aus ökologischen Materialien. «Ecoluxury» nennt sie ihren Stil, der Raffinesse und Alltagstauglichkeit verbindet. Letztere macht sicher eines der Geheimnisse aus, warum schwedische Mode so populär ist. Die Sachen sind praktisch, ohne je nüchtern oder gar unmodisch zu wirken.
Die Wurzeln dieser Designrichtung liegen jedoch nicht im Textilbereich, sondern bei der Innenraumgestaltung. In den 1930er Jahren schuf der in Schweden lebende Österreicher Josef Frank (1885-1967) den «Swedish Modern Style». Mit schönen, bequemen Möbeln sowie Lampen und Stoffen gab er der «kalten» Moderne ein auf schwedische Ansprüche passendes humanes und warmes Gesicht. Er entsprach damit den Ideen der schwedischen Sozialreformerin Ellen Key (1849-1926), die in zwei wegweisenden Aufsätzen «Schönheit für alle» und «Schönheit im Heim» gefordert hatte.
Die weit über Schweden hinausweisenden Erfolgsgeschichten von Ikea und H&M haben sicher mit Ellen Keys Einfluss zu tun. Doch auch die schwedische Top-Designermode ist heute dementsprechend stylish, alltagstauglich und (relativ) bezahlbar. Dabei bietet sie große Vielfalt: Die Entwürfe von Diana Orving etwa sind von Tanz und Bewegung geprägt. Orving arbeitet mit Drapierungen und Struktur und entwirft direkt am lebenden Körper. Trendige Modeblog wie «Les Mads» huldigen den soften Entwürfen der Schwedin. Ida Sjöstedt, die auch während der Pariser Prêt-à-Porter-Wochen ihre Entwürfe zeigt, liebt den leichten Kick. Sie spielt mit Sexyness und Romantik, witzigen Drucken und kleinen Übertreibungen. Tragbar bleibt es trotzdem.
Natürlich fehlen einige von Schwedens Top-Namen in Berlin: Die kunstvoll-komplexen Strickkleider von Sandra Backlund oder die avantgardistischen Entwürfe von Skandinaviens modischen Shooting-Stars, den Macherinnen des Labels «Minimarket», hätte man hier auch gerne gesehen. Oder Roben von Pär Engsheden, einem Lieblingsdesigner von Schwedens Kronprinzessin Viktoria. Dieser macht zwar Couture, die sich preislich in ganz anderen Bereichen abspielt. Dabei aber - das zeigte Viktorias schlicht-schönes Brautkleid - behält er wie fast alle skandinavischen Designer einen klaren Kopf.
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