Chinesische Einflüsse und viel Dekonstruktion bei Maison Margiela

Von

Godfrey Deeny

Übersetzt von
Aline Bonnefoy

Veröffentlicht am
24.01.2018

Die neue Haute-Couture-Kollektion von Maison Margiela war deutlich von chinesischen Einflüssen gekennzeichnet. Möglicherweise ein indirektes Ergebnis der chinesischen Nachbarschaft von Maison Margielas? Denn der Konzernsitz im Norden von Paris befindet sich in einem alten Kloster unweit des chinesischen Viertels der französischen Hauptstadt.

 
Doch waren diese Kleider nicht im traditionellen Sinne chinesisch, denn wie fast die gesamte Kollektion waren viel transparente Kunststoff- und metallisierende Seidenstoffe zu sehen.

Das wohl herausragendste Stück der Frühlingskollektion 2018 von Maison Margiela war ein durchsichtiger Kunststoff-Parka, dessen fluoreszierende Farben im Licht bunt schillerten. Wie wenn Drinks im Nachtclub von Schwarzlicht erleuchtet werden. Angesichts des morosen Wetters inkl. Hochwassergefahr und drohendem Verkehrszusammenbruch in Paris, war das bestimmt keine schlechte Wahl.

"Denken Sie beim Fotografieren an den Blitz!", betonten die PR-Mitarbeitenden der Marke, während die Gäste auf den Louis-XVI-Stühlen im Margiela-Hauptsitz Platz nahmen. Um die Farben noch besser zur Geltung zu bringen, waren Wände, Stühle und Laufstege in mattes Schwarz gehüllt.

Wenn Couture als Labor der Mode bezeichnet werden darf, so ist Kreativdirektor John Galliano ihr verrücktester Wissenschaftler. Galliano dekonstruierte seine Modelle wie besessen, schnitt Jacken auf, bis sie nur noch an den Säumen und am Kragen zusammenhielten und sandte Trenchcoats auf den Laufsteg, die zur Hälfte aus matter Wolle und zur Hälfte aus schwarzem PVC gefertigt waren. Er entwickelte auch ein in der vergangenen Woche an der Menswearshow gesehenes Element weiter, einen dekonstruierten Skistiefel, der zu einem Turnschuh umfunktioniert wurde. Ein hervorragendes Beispiel für die revolutionäre Kraft der Couture in der Mode, da diese Idee in naher Zukunft sicherlich verkaufstauglich umgesetzt und ihren Weg in die Geschäfte finden wird.

Dann kam das Finale, mit Models, die antike chinesische Sonnenschirme mit Plastikbezug trugen. Margielas Konzernsitz befindet sich zwar in einem alten Kloster, doch mit Nonnen hatte diese Kollektion nun definitiv nichts am Hut.